Mittendrin: Der Standort Lahr liegt für Bahn-Logistik perfekt, an der Achse Rotterdam-Genua. Dieses Potenzial soll dem Gewerbepark am Flughafen nutzen, auch mit dem geplanten Güterverkehrsterminal (GVT). Hier im Bild IGZ-Chef Markus Ibert vor einer Werbetafel. Foto: Braun

Jetzt schon 5150 Arbeitsplätze. IGZ setzt stark auf Zukunftstechnologie.

Lahr - Das Industrie- und Gewerbezentrum IGZ am Flugplatz stellt die Weichen auf hochwertiges Wachstum. Mit modernen Firmen und innovativen Ideen soll das Riesenareal künftig noch mehr an Wert gewinnen und nachhaltig Jobs anziehen.

Die Wirtschaft in Lahr brummt und schafft immer mehr Arbeitsplätze. In den vergangenen beiden Jahren schoss die Zahl der Jobs in der Stadt um fast 2800 auf nun rund 24 300 nach oben. Ein Plus von fast 13 Prozent und damit mehr als doppelt so viel wie in anderen Orten in der Ortenau und im Land. So viele Vollzeitstellen gab es in Lahr noch nie.

Haupttriebfeder für dieses Wachstum war natürlich der Versandhändler Zalando mit seinen jetzt deutlich mehr als 1000 Beschäftigten. Doch auch viele andere Firmen expandierten, speziell auch am Lahrer Flughafen mit seinen beiden Arealen West und Ost.

Dort kümmert sich das IGZ unter dem Namen Startklahr seit nunmehr 25 Jahren um die Vermarktung des Riesengeländes, das nach dem Abzug der Kanadier freigeworden war. Nach einem Vierteljahrhundert der Umwandlung von militärischer in wirtschaftliche Nutzung ist die Bilanz sehr erfreulich, das IGZ-Chef Markus Ibert, der seit 2005 am Schalthebel der Flughafenentwicklung sitzt.  

Null Schulden: Mit fast 15 Millionen Euro stand der Zweckverband vor 15 Jahren in der Kreide. Doch unter Ibert schrumpfte der Schuldenberg beständig. Schon seit vier, fünf Jahren wirtschaftet der Zweckverband praktisch ohne Altlasten und seit 2016 komplett schuldenfrei. Das macht möglich, dass Startklahr bei neuen Firmen zur Ansiedlung jetzt deutlich wählerischer sein kann und nicht Auf-Teufel-komm-raus jeden nehmen muss, damit die Kasse stimmt.  

Langfristig planen: "Wir können jetzt deutlich vorsichtiger planen und nachhaltiger mit den Flächen umgehen, als in den Anfangsjahren, als wir zum Erfolg quasi verdammt waren", sagt Markus Ibert. Zwischenzeitlich gehe es nicht mehr um den schnellen Verkauf, sondern um möglichst hochwertige Vermarktung. Nicht nur mit höheren Preisen, sondern mit langfristig lohnenden Ansiedlungen von Betrieben, die gute Zukunftsaussichten für die Stadt bieten. "Wir wollen das Areal noch mehr in Wert setzen", fasst dies der IGZ-Chef zusammen.

 Steuern sprudeln: "Bei der Gewerbesteuer und der Grundsteuer haben wir in den vergangenen Jahren einen beständigen Anstieg zu verzeichnen gehabt", freut sich IGZ-Chef Ibert. Die Grundsteuer bringt am Flugplatz zwischenzeitlich mehr als zwei Millionen Euro für die Stadtkasse, die Gewerbesteuer immerhin noch leicht mehr als 1,5 Millionen Euro.

Millionen investiert: Auf dem Areal im Westen der Stadt wurden seit Zweckverbandstart insgesamt rund 70 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert, rechnet IGZ-Chef Ibert zusammen.  

Tausende neue Jobs: In den vergangenen 14 Jahren hat sich die Zahl der Beschäftigten am Flugplatz mehr als verdreifacht. Waren dort im Jahr 2005 noch 1600 Mitarbeiter beschäftigt, sind es jetzt 5150. Je die Hälfte davon arbeitet im West- und Ostareal. Die meisten Jobs gibt es im Bereich Logistik und Spedition (2500), gefolgt von Industrie und Produktion mit 1500 sowie Handel und Dienstleistung mit 800 Arbeitsplätzen.  

Angebot von klein bis groß: Startklahr steht für Interessenten jeder Größe bereit: "Wir können vom kleinen Büro für den Einzelkämpfer bis hin zur Riesenhalle an Gebäuden und Räumlichkeiten alles anbieten", erklärt Markus Ibert. Neue Straßen funktionieren: Rund um den Flugplatz wurden 2018 bis kurz vor LGS-Start mehrere Straßen ausgebaut. Der Zubringer zur Autobahn etwa, die Georg-Schaeffler-Straße und dort auch ein neuer Kreisverkehr an der Günther-Tankstelle. "Da wurde groß genug gedacht, das klappt mit diesen neuen Straßen alles bestens, berichten uns die Firmen", sagt Ibert.  

Flugbetrieb läuft: 12 000 Flugbewegungen werden pro Jahr am Flughafen gezählt. Die Landebahn wird noch einige Jahre halten und auch die Technik drumherum, sofern sie ausreichend gewartet wird. Das sei der Fall.

Zukunftsmusik: Starten am Lahrer Flughafen bald autonom steuernde Mini-Fluggeräte, die Waren transportieren – oder gar Menschen durch die Luft chauffieren? Das ist noch Zukunftsmusik. Doch Lahrs Flugplatz rückt landesweit für Digital-Projekte in den Blick. Es winken Landesfördermittel. Über das Fraunhofer-Institut wird gerade nach entsprechenden Fördertöpfen gesucht, sagt Ibert.

Was hinter den Abkürzungen auf dem Flugplatz steckt

 IGP: 1997 wurde der Zweckverband Industrie- und Gewerbepark Raum Lahr (IGP) gegründet. Beteiligt sind Lahr, Friesenheim, Meißenheim, Schwanau, Rust, Seelbach, Schuttertal, Kippenheim, Mahlberg, Ettenheim und Ringsheim.

 IGZ: Die Vermarktung übernimmt das Industrie- und Gewerbezentrum Raum Lahr (IGZ)

 Startklahr: Die Entwicklungsfirma für das Areal nennt sich startkLahr/IGZ Raum Lahr GmbH

Kommentar von Jörg Braun "Kostbares Areal"

Vor  25 Jahren zogen die Kanadier aus Lahr ab. Damals war nicht vorhersehbar, wie sich das Flugplatz-Areal im nächsten Vierteljahrhundert entwickeln würde. Alle Planungen waren Ideen, Projekte, Hoffnungen. So, wie es nun kam, war die Entwicklung für Lahr ein Glücksfall. Trotz aller Nackenschläge in den Anfangsjahren, als der Erfolg noch auf sich warten ließ, blieben die Verantwortlichen optimistisch. Das zahlte sich über die Zeit aus und zeigt: Für gute Stadtentwicklung braucht es Geduld, Zähigkeit und ein Quäntchen Glück. Heute  sind die Flugplatz-Flächen kostbares Areal, das nicht mehr verramscht werden muss, sondern vergoldet werden kann. Zum Wohle der ganzen Stadt. Am Flugplatz entstehen immer Firmen und  Jobs, die Wohlstand und Steuern nach Lahr bringen. So klug die Planung vor 25 Jahren war, so sorgsam sollte mit den heutigen, restlichen Flächen umgegangen werden. Platzfresser wie Logistiker gibt’s mittlerweile genug. Nun wären Hightech-Firmen gefragt, die zukunftsweisende Arbeitsplätze mitbringen. Damit Lahr von seinem Flugplatz möglichst lange etwas hat.